vom Winter direkt in den Sommer

Standard

Ich werde von einem Guten-Morgen-Kuss geweckt. Danach findet irgendeine Konversation statt, der ich wegen meines verschlafenen Zustands nicht 100%ig folgen kann, aber ich bin bereit alles zu glauben und zu bestätigen, was nur ja nicht zu laut und unfreundlich ausgesprochen wird. An genaue Gesprächsinhalte kann ich mich aus genannten Gründen nur teilweise erinnern, aber sie sind A) nicht wichtig für meine Pointe und gehören B) tendenziell eh in den Bereich des verschwiegenen Bett-Geflüsters. Irgendwann werde ich jedoch gefragt, wie spät es denn eigentlich sei. Ich interpretierte das ganz freimütig als rhetorische  Frage, die sich von selbst beantwortete, denn ich war wie gesagt noch müde und im Bett war es gemütlich- die Uhrzeit interessiert mich in solchen Augenblicken herzlich wenig! „Oh, 8.40 Uhr!“ tönt es von der anderen Bettseite herüber. Auch ich gebe ein erschrockenes „Oh!“ von mir. Es dauert eine Weile, ehe wir herausfinden, dass unser beider Erschrecken zwei äußerst differente Hintergründe hat: er meinte, es sei schon so spät – ich meinte, es sei viel zu zeitig… das passiert wenn ein Knauthainer-Land-Käuzchen auf eine Wahl-Städter-Lerche trifft… 😀

Einer älteren Legehenne war offensichtlich eine Laus über die Leber gelaufen, denn sie krächzte ziemlich komisch in der Gegend rum und verhielt sich auch nicht so aufgeweckt, wie der Rest der Hühnerschar. Die Entscheidung unseres Häuptlings war dahingehend, dass das gute Tier sanft in die ewigen Jagdgründe befördert werden sollte (genauer Wortlaut: „Die Kura dahinten muckert. Der müssmer eene vorn Kopp haun!“… männliches Fingerspitzengefühl… ^^).

Es ist meine Aufgabe, das Corpus Federvieh einzufangen. Mit aller Seelenruhe dirigiere ich es von der Gruppe weg (in einer Hühnerschar wäre es äußerst ungünstig, Panik zu provozieren…!) und als ich es vorsichtig aus seinem Versteck herausfische und zu H. trage, der schon mit Mörder-Mine wartet, habe ich unheimliches Mitleid mit dem armen Hühnchen und überlege allen Ernstes, ob ich nicht doch Veganer werden und nur noch freiwillig vom Baum gefallenes Obst und an Altersschwäche gestorbenes Gemüse essen sollte. Dieses Gefühl ändert sich jedoch immer spätestens dann, wenn der Duft von frisch gekochter Hühnerbrühe durch die Küche zieht.

Am Abend findet das Hühner-Ausnehmen statt, das von Br. und mir ganz traditionell unter Alkoholeinfluss (einem Gläschen Sekt) ausgeübt wird. Während ich höchst professionell die Skalpelle schwinge und seziere, sitzen neben mir die zwei Hunde und verfolgen mit tropfendem Zahn, ob ich auch alles richtig mache. Br. erzählt mir derweil den neusten Dorf-Klatsch und –Tratsch, alte Weisheiten über Naturkräuter und lustige Geschichten aus ihrer Kindheit. Ein ruhiger, gemütlicher, traditioneller Abend- that’s life how it should be!

Mr. Romance weckte mich 8.00 Uhr mit einem Anruf, aber ich hatte eine gute Nacht, deshalb kann ich ihm das nicht mal übel nehmen. Außerdem scheint draußen schon die Sonne und es ist warm (obwohl ich mir hab sagen lassen, dass am zeitigen Morgen noch die Autoscheiben gefroren waren). Nach dem Frühstück zieht es mich sofort raus an die frische Luft und nach den ersten paar Bewegungen im Garten werfe ich zu erst den Pullover und dann die Schuhe von mir, so sommerlich ist mir zumute. Im Sonnenschein bin ich hoch motiviert und schaffe viel. Eine Aufgabe zum Ausruhen ist dann später das Aussortieren und Vorbereiten der Weidenruten zum Flechten. Ich sitze bequem auf dem Gartenstuhl, die Hunde liegen in meinem Schatten und erst der Nachbar weist mich darauf hin, dass meine Schulter recht rot sei. Tzes… EIN sonniger Tag und schon Sonnenbrand! Das schafft nicht jeder… Morgen werde ich mich dann –um der Symmetrie Willen- bevorzugt von der anderen Seite röten lassen 😉

Nach abgehakter to-do-list-for-today nutze ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages und lege mich noch ein halbes Stündchen im Bikini in den Liegestuhl auf der Terrasse und genieße den Frühling. Wo ist er schöner, als auf dem Land!?

Bericht über meinen Erzgebirgs-Aufenthalt ist bereits in Arbeit und folgt bald…

Hinterlasse einen Kommentar