Hallo, hier spricht der Hengst! Der gelangweilte Hengst! Denn es gab in letzter Zeit für mich nicht viel zu tun. Saskia hatte damit begonnen, das Gras Schubkarrenweise zu Aramis und mir auf den Paddock zu bringen, damit die Koppel sich mal ausruhen kann. Wieso sich eine Wiese ausruhen muss, wenn sie sonst täglich liebevoll von einem attraktiven Hengst beknabbert und sanft mit seinen Hufen massiert wird, verstehe ich zwar nicht so ganz, aber so konnte auch ich, der sonst sehr beschäftigte Hengst, etwas ausruhen. Ich musste beim Fressen von Saskias fach-fraulich aufgeschütteten Grashaufen nämlich nicht laufen, sondern konnte bequem stehen bleiben, den Hinterhuf lässig angeknickt und man konnte das ganze Maul voll Gras nehmen & musste dabei wirklich nichts bewegen, außer seinen Kauleisten!
Das alles war schon nicht schlecht, aber nach 5 Tagen wurde es mir doch halt ein bisschen langweilig dabei! Also fing ich an, meine kreative Seite zu aktivieren und begann, Aramis Schweif nach meinen ästhetischen Gesichtspunkten zu verändern. Meiner Ansicht nach, sollte nämlich der Hengst im Haus die schönsten Haare überhaupt haben! Doch der Haarwuchs von Aramis will sich einfach nicht an diese Regel halten und er hat eine so dichte und lange Wuschelmähne, dass alle Mädchen immer gleich in schmachtendes Seufzen verfallen wenn der Wallach mit seinem Langhaar schüttelt & seinen hellen Wimpern klimpert. Deshalb habe ich wenigstens seinen Schweif fachgerecht mit meinen Profi-Zähnen behandelt und so viele Haare herausgeketscht, dass wenigstens seine massige Kehrseite nicht mal andeutungsweise mit meiner hinteren Eleganz konkurrieren kann.
Um der eintretenden Langenweile noch eins drauf zu setzen, wurde Aramis sehr regelmäßig vom Paddock geholt, ich musste allein bleiben und erst nach über einer Stunde kam Saskia mit dem Wallach wieder. Letztens war Aramis nach diesem Ritual total aufgedreht. Er erzählte von einem großen See und kilometerlangen Wiesen und gefährlichen Bahnschranken und fremden Pferden auf unzähligen Koppeln- das alles hatte er mit Saskia zusammen gesehen. Ich war schon ein bisschen neidisch, dass ich nicht dabei gewesen war!
Aber dann am Samstag kam Saskia mit dem Putzzeug auf den Paddock & hat mich ganz ausführlich mit der Bürste massiert und meinen wundervollen Schweif gekämmt und mir ganz tolle Sachen ins Ohr geflüstert (ich bin nämlich der beste Hengst den sie hat!). Da war ich wieder vollkommen happy. Und heute waren wir auch wieder auf der Koppel. Das Leben ist schon toll auf so einem “Ponyhof”!